Klimaschonend modernisieren: Wann lohnt sich eine Energieberatung?
Mit Hilfe von Energieberatern können Haus- und Wohnungseigentümer den Energieverbrauch ihrer Immobilie technisch und wirtschaftlich sinnvoll reduzieren.
Aber was kostet eine solche Beratung und ist sie wirklich nötig?
Das Wichtigste in Kürze
- Energieberater können dank ihres gewerkeübergreifenden Fachwissens die nutzbringendsten Maßnahmen für eine Modernisierung ausfindig machen und bei deren Umsetzung helfen.
- In einigen Bereichen ist das Beauftragen eines Energieberaters gesetzlich vorgeschrieben, in anderen nicht.
- Je aufwendiger die Modernisierung ist, desto mehr rentiert sich das Hinzuziehen eines Energieberaters.
Die Modernisierung einer Immobilie senkt den Energieverbrauch, reduziert die Betriebskosten und steigert den Wert des Objekts. Also, worauf warten? Doch Vorsicht: Wer einfach drauflos modernisiert, läuft Gefahr, in der falschen Reihenfolge vorzugehen, Schäden zu übersehen und Geld zu verlieren.
So bringt es wenig, eine alte Heizung gegen eine moderne Wärmepumpe auszutauschen, wenn die Fenster undicht sind, oder die Wände zu dämmen, wenn die Wärme durchs alte Dach entweicht.
Darum lohnt sich eine Energieberatung
Für Laien ist es kaum möglich, den baulichen Zustand ihrer Immobilie über offensichtliche Schäden hinaus fachgerecht zu beurteilen. Noch schwieriger ist es für sie, eine Modernisierung so zu planen, dass alle Schritte sinnvoll aufeinander abgestimmt sind, mit den richtigen Maßnahmen die höchste Energieeffizienz erreicht wird und unnötige Arbeiten und Kosten vermieden werden.
Das müssen sie aber auch nicht können, denn dafür gibt es qualifizierte Energieberater. Dabei handelt es sich um Experten, die den Zustand eines Hauses und der Haustechnik analysieren und zu allen Fragen rund um Energieeffizienz und Energiesparen beraten.
Im Gegensatz zu Heizungsmonteuren, Fensterbauern oder Dachdeckern, die auch Energieberatungen anbieten, sind qualifizierte Energieberater nicht nur auf einem Fachgebiet ausgewiesene Experten. Vielmehr beraten sie gewerkeübergreifend, erstellen maßgeschneiderte Gesamtkonzepte und geben anders als mancher Handwerksbetrieb herstellerunabhängige Empfehlungen.
Darüber hinaus wissen Energieberater, welche Fördermittel für welche Maßnahmen bereitstehen, beantragen diese und stehen dem Eigentümer auf Wunsch auch während der Modernisierungsphase zur Seite. Durch das Denken in Gesamtkonzepten und die herstellerunabhängige Umsetzung können sich die Kosten für einen Energieberater schnell rentieren.
Als Faustregel gilt: Je aufwendiger die Modernisierung, je mehr Schritte notwendig sind, desto mehr rentiert sich das Hinzuziehen eines Energieberaters. Er plant die richtigen Maßnahmen in der richtigen Reihenfolge und kennt alle Fördermöglichkeiten.
- Beratung durch die Verbraucherzentrale: Sie erfolgt telefonisch, online oder in der Filiale. Der Eigentümer bekommt erste Einschätzungen zu seinen Energiesparfragen, zum Beispiel zum Heizsystem, zur Wärmedämmung oder zu Fördermöglichkeiten. Diese Beratung ist kostenlos.
- Vor-Ort-Beratung durch die Verbraucherzentrale: Eine Beratung im Objekt des Eigentümers durch einen Energieberater der Verbraucherzentrale kostet dank Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz maximal 30 Euro.
- Individueller Sanierungsfahrplan: Wird der Energieberater mit der Erstellung eines individuellen Sanierungsfahrplans beauftragt, ist grob mit Kosten zwischen 1.500 bis 2.500 Euro zu rechnen.
Energetische Fachplanung und Baubegleitung: Hier ist mit circa 100 Euro Stundenhonorar für den Energieeffizienz-Experten zu kalkulieren. Je nach Umfang des Vorhabens können mehrere tausend Euro an Kosten zusammenkommen.
Energieberatung lohnt sich, auch dank Förderung
Da der Staat umfangreiche Förderungen bereitstellt, müssen Eigentümer und Bauherren nur einen Teil der Energieberatungskosten selbst bezahlen. So bezuschusst das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) die Erstellung eines individuellen Sanierungsfahrplans (iSFP). Dieser zeigt auf, wie ein Wohngebäude Schritt für Schritt über einen längeren Zeitraum durch aufeinander abgestimmte Maßnahmen umfassend energetisch saniert werden kann oder wie durch eine umfassende Sanierung ein vom Bund gefördertes Effizienzhaus-Niveau zu erreichen ist.
Fördergelder für individuelle Sanierungsfahrpläne
Immobilie | Ein- und Zweifamilienhäuser | Mehrfamilienhäuser |
Höhe des Zuschusses | bis zu 80 % der Beraterkosten, maximal 1.300 Euro | bis zu 80 % der Beraterkosten, maximal 1.700 Euro |
Berechnungsbeispiel für ein Einfamilienhaus: Kostet eine Energieberatung mit individuellem Sanierungsfahrplan zum Beispiel 2.000 Euro, kann der Eigentümer den maximalen BAFA-Zuschuss in Höhe von 1.300 Euro beanspruchen (= 65 Prozent). Somit muss er lediglich 700 Euro selbst bezahlen.
Aber der Staat hilft noch mehr: Sowohl die BAFA als auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zahlen einen Zuschuss zu den Kosten für eine Fachplanung und Baubegleitung. Gefördert werden die Kosten der Planung, die Unterstützung bei der Ausschreibung und Angebotsauswahl, die Kontrolle der Bauausführung und die Abnahme.
Zuschüsse für Fachplanung und Baubegleitung
Immobilie | Ein- und Zweifamilienhäuser | Mehrfamilienhäuser |
Förderfähige Kosten | bis 5.000 € / Kalenderjahr | bis 20.000 € / Kalenderjahr (bzw. bis 2.000 € / Wohnung) |
Höhe des Zuschusses | 50 % bzw. max. 2.500 € | 50 % bzw. max. 10.000 € |
Mit der professionellen Fachplanung und Baubegleitung durch unabhängige Experten wird sichergestellt, dass die technischen Anforderungen für die Förderung eingehalten werden. Diese Art der Energieberatung lohnt sich für alle Eigentümer, die während der Bau- oder Modernisierungsphase unter anderem
- einen beratenden Experten an ihrer Seite haben möchten
- eine Kontaktperson zu den bauausführenden Unternehmen wünschen
- Verträge auf versteckte Kosten prüfen lassen möchten
- Mängeln durch regelmäßige Baustellenkontrollen vorbeugen wollen
- und eine Dokumentation für Haftungsfälle benötigen.
Der Nachteil einer Fachplanung und Baubegleitung sind die zusätzlichen Kosten. Diese machen sich aber schnell bezahlt, wenn dadurch Mängel in der Planung und Bauausführung und damit Zeitverzögerungen und Mehrkosten vermieden werden.
Das leistet ein Energieberater
Energieberater haben umfassendes Wissen über Gebäudetechnik und Energieeffizienz. Sie kennen die neuesten Gesetze, Technologien und Förderprogramme. Dadurch können sie individuelle Modernisierungslösungen vorschlagen, die optimal zu den Wünschen und finanziellen Möglichkeiten des Hauseigentümers passen.
Ausgangspunkt ist immer eine Analyse des Energieverbrauchs eines Gebäudes (Ist-Zustand) und das Identifizieren von Verbesserungspotenzialen. Im Ergebnis zeigt sich, welche baulichen Komponenten erneuerungsbedürftig sind, zum Beispiel die Heizung, die Dämmung und das Dach. Hierauf aufbauend erstellt der Energieberater ein maßgeschneidertes Konzept zur Verbesserung der Energieeffizienz.
Darüber hinaus kann der Energieberater einen individuellen Sanierungsfahrplan erstellen. Dieser lohnt sich vor allem dann, wenn ein Gebäude über einen längeren Zeitraum durch aufeinander abgestimmte Maßnahmen energetisch auf Vordermann gebracht werden soll. Neben den Maßnahmen selbst wird auch der Sanierungsfahrplan gefördert.
Der individuelle Sanierungsfahrplan
Wie der Name schon sagt, ist der individuelle Sanierungsfahrplan (iSFP) eine Dokumentation von technisch möglichen und wirtschaftlich sinnvollen Maßnahmen auf einer Zeitachse. Der iSFP hält fest, was der Eigentümer tun sollte und in welcher Reihenfolge. Je nach Wunsch des Eigentümers kann der Plan wenige Einzelmaßnahmen umfassen oder auch eine komplette Hausmodernisierung. In der Regel enthält ein iSFP zwei bis fünf Maßnahmenpakete.
Die Erstellung eines individuellen Sanierungsfahrplans lohnt sich für alle, die den energetischen Ist-Zustand ihres Hauses und die Einsparpotenziale dokumentiert haben möchten – sei es für eine anstehende Modernisierung oder für einen späteren Verkauf. Mit Hilfe eines iSFP lassen sich die nötigen Maßnahmen nicht nur zeitlich gut takten. Das Schritt-für-Schritt-Vorgehen erleichtert auch die finanzielle Planung der Umbauarbeiten, zumal sämtliche Fördermöglichkeiten im iSFP bereits berücksichtigt sind.
Wann ein Energieberater beauftragt werden muss
Ob ein Eigentümer zur Modernisierung seiner Immobilie einen Energieberater hinzuzieht oder nicht, ist ihm nicht in jedem Fall freigestellt. In folgenden Situationen schreibt das Gebäudeenergiegesetz (GEG) ein Beratungsgespräch vor:
- wenn ein Ein- oder Zweifamilienhaus so umfangreich saniert werden soll, dass Berechnungen zur Energiebilanz des gesamten Hauses notwendig sind und
- wenn ein Käufer ein Haus mit nicht mehr als zwei Wohnungen erwirbt.
In beiden Fällen muss ein Energieberater beauftragt werden, der eine Berechtigung zur Ausstellung von Energieausweisen besitzt. Zu Letzterem sind laut GEG nur Personen mit entsprechender Ausbildung und Berufspraxis befugt. Der Umfang, die Dauer und der Ort der Pflichtberatung sind nicht geregelt.
Auch wer BAFA- oder KfW-Fördermittel nutzen möchte, ist laut GEG zu einer Energieberatung verpflichtet. Lediglich kleinere Arbeiten, etwa ein Pumpentausch, werden auch ohne Energieberatung gefördert. Wer keine Förderung für sein Bauvorhaben benötigt, weil es nur eine kleine Einzelmaßnahme ist, der muss keinen Energieberater beauftragen.
Einen Sonderfall stellt die Heizungserneuerung dar. Seit 1. Januar 2024 müssen sich laut GEG-Novelle auch Eigentümer, die eine neue Öl- oder Gasheizung einbauen lassen möchten, einer Beratung unterziehen. Diese muss auf „mögliche Auswirkungen der Wärmeplanung und eine mögliche Unwirtschaftlichkeit, insbesondere aufgrund ansteigender Kohlenstoffdioxid-Bepreisung” hinweisen. Die Beratung soll also den Eigentümer vor Kostenrisiken bewahren.
Wo man qualifizierte Energieberater findet
Bei der Suche nach einem qualifizierten Energieberater gilt es, genau hinzuschauen. Denn die Berufsbezeichnung ist nicht geschützt. Jeder Architekt, Ingenieur oder Handwerker kann sich Energieberater nennen. Allein das zeigt schon, dass jeder Berater anderes Wissen und Können mitbringt. Was nicht heißen soll, dass jeder Energieberater wenig von seinem Handwerk versteht. Doch wer an den Falschen gerät, zahlt im schlimmsten Fall viel Geld für wertlose Ratschläge.
Ist ein Hauseigentümer von der Qualifikation eines Beraters nicht überzeugt, sollte er sich im Zweifelsfall an die Energieeffizienz-Experten-Liste (EEE-Liste) des Bundes halten (www.energie-effizienz-experten.de). Die hier aufgeführten Berater haben vor der Aufnahme in die Liste nachweisen müssen, dass sie über entsprechende Qualifikationen verfügen, sich regelmäßig weiterbilden und praktisch gearbeitet haben. Gelistete Energieberater sind auch daran zu erkennen, dass sie sich Energieeffizienz-Experten nennen. Und es gibt einen weiteren Vorteil für Hauseigentümer, die die EEE-Liste nutzen: Nur die hier aufgeführten Energieeffizienz-Experten dürfen Anträge für Förderprogramme des Bundes stellen.
Zusammengefasst: Eine Energieberatung lohnt sich immer dann, wenn mehrere Sanierungs- oder Modernisierungsmaßnahmen anstehen. Denn ein qualifizierter Berater macht nicht nur Energieeinsparpotenziale ausfindig, er schlägt auch effiziente und klimaschonende Umbaumaßnahmen vor, legt die richtige Reihenfolge fest und beantragt Fördermittel. Wer die empfohlenen Maßnahmen umsetzt, macht seine Immobilie nicht nur energieeffizienter und klimaschonender, sondern steigert damit ihre Zukunftssicherheit und ihren Wert.
Vorteile und Nachteile einer Energieberatung
Vorteile einer Energieberatung
- Erkennen von Schwachstellen
Der Berater erfasst den energetischen Ist-Zustand des Hauses. - Finden der besten Lösung
Der Berater empfiehlt technisch und wirtschaftlich sinnvolle Maßnahmen für mehr Energieeffizienz. - Vermeiden von Fehlentscheidungen
Dank der Beratung werden bauliche Fehler und Folgekosten vermieden. - Kostensenkung und Klimaschutz
Umgesetzte Energiesparmaßnahmen entlasten den Geldbeutel dauerhaft und schonen das Klima.
Nachteile einer Energieberatung
- Fördermittel nur mit Berater
In vielen Fällen ist die Beantragung von Fördermitteln nur über einen Energieberater möglich. - Pflicht zur Energieberatung
Das Gebäudeenergiegesetz schreibt für viele Situationen ein Beratungsgespräch vor. - Schwarze Schafe
Nicht jeder, der sich Energieberater nennt, ist als solcher qualifiziert.
Häufig gestellte Fragen
Weil die Experten die technisch und wirtschaftlich sinnvollsten Energiesparmaßnahmen für ein Gebäude empfehlen können. Dank ihrer Beratung werden Fehler in Planung und Ausführung und damit Folgekosten und Zeitverzögerungen vermieden. Energieberater arbeiten herstellerunabhängig, begleiten Baumaßnahmen und nutzen Fördermittel optimal aus.
Ja, Energieberatungen für Wohn- und Nichtwohngebäude werden wieder gefördert. Die Höhe liegt bei 80 Prozent des förderfähigen Beratungshonorars beziehungsweise maximal 1.300 Euro bei Ein- und Zweifamilienhäusern. Bei Wohngebäuden ab drei Wohneinheiten werden 80 Prozent des Honorars bis maximal 1.7000 Euro gefördert.
20 Prozent der Kosten energetischer Maßnahmen können über drei Jahre verteilt von der Einkommensteuerlast abgezogen werden. Die Höchstsumme der Förderung beträgt 40.000 Euro pro Wohnobjekt. Im Jahr des Sanierungsabschlusses und im Folgejahr sind jeweils 7 Prozent (jeweils maximal 14.000 Euro), im zweiten Folgejahr 6 Prozent (maximal 12.000 Euro) der Aufwendungen von der Einkommensteuerschuld abzugsfähig. Kosten für eine energetische Baubegleitung und Fachplanung müssen nicht auf mehrere Jahre verteilt werden, sie können direkt zu 50 Prozent abgesetzt werden.